Dienstag, 19.August 2008
Hier wurde es noch keinem schlecht


KRONACH – Immer wilder und schneller, so lautet oft die Devise auf den Volksfesten. Es kann nicht spektakulär genug sein. Jeder Volksfestbesucher schaut dort gerne zu – aber so manchem ist dies zu wild. Beim Kronacher Freischießen sollen alle auf ihre Kosten kommen. Da kommt die „Montgolfière“ als Fahrgeschäft der sanften und dennoch schwungvollen Fahrweise für alle, die es etwas gemütlicher wollen, gerade richtig – der absolute Kontrast zum schräg gegenüberstehenden „Cyber-Space“.

Die nostalgische „Montgolfière“ entführt ins Paris des Jahres 1783. Das Ballonkarussell bietet Alt und Jung gleichermaßen ein angenehmes Fahrerlebnis in die Höhe und wieder zurück. Mittels Handrädern können die Fahrgäste die Sitzkörbe selbst um die eigene Achse drehen und so von oben immer wieder eine andere Aussicht genießen.

Seine Premiere hatte das Fahrgeschäft im Jahr 2000 bei der Herbstdult in Regensburg. Besitzer ist das Ehepaar Achim und Martina Zarnikau aus Wolfhagen im Landkreis Kassel. Ende 1988 hatten beide den Sprung in die Selbstständigkeit gewagt. Von einem Schausteller hatten sie einen gebrauchten Pavillon gekauft, komplett umgebaut und renoviert. 1989 waren sie dann zum ersten Male auf den Märkten mit dem Ringewerfen vertreten.

„Meine Frau und ich versuchen immer, Perfektionisten zu sein“, verrät Achim Zarnikau eine Philosophie des Unternehmens. Folglich gab es 1995 einen erneuten Umbau und eine grundlegende Modernisierung des Geschäftes, die der jungen Familie fortan den Weg ebnete zu renommierten Plätzen, wie zum Beispiel dem Bremer Freimarkt, dem Pforzheimer Jahrmarkt oder dem Hochheimer Markt.

Im Januar 2000 sahen sie in Bremen bei der Fachmesse „Interschau“ ein neues Fahrgeschäft, das die italienische Karussellbaufirma Zamperla vorstellte. Achim und Martina Zarnikau waren interessiert – und sie wagten schließlich die Investition. Doch bevor das Geschäft fertig war, gab es noch viel zu tun. Achim Zarnikau gefiel der werkseitig vorgesehene amerikanisch klingende Name nicht. Da die Gondeln als Heißluftballone ausgestaltet sind, entschloss er sich für den Namen „Montgolfière“. Der französische Papierfabrikant Joseph-Michel Montgolfier hatte im November 1783 bei Paris den ersten freien Flug mit zwei Passagieren in einem durch erwärmte Luft gehobenen Ballon, Montgolfière genannt, unternommen. Viele weitere Ideen wurden an die Konstrukteure herangetragen. Aus dem Archiv der Kulturgesellschaft Freiballon in Köln bekam Achim Zarnikau Bildmaterial von Ballonen, die ein italienischer Karusellmaler auf das Fahrgeschäft übertrug. Schon in der Planungsphase wurden ökologische Gesichtspunkte (z.B. ökologisch abbaubares Hydrauliköl) berücksichtigt.

Gleich ein Volltreffer

Bei der Premiere auf dem Regensburger Herbstdult wurde das Fahrgeschäft „Montgolfière“ gleich ein Volltreffer, denn es ist ein Familienkarussell, das eine angenehme Fahrt ohne Überschlag und Kopfstehen bietet. Um das zu untermauern haben Martina und Achim Zarnikau  eine Ballonkarte eingeführt, mit der zwei Erwachsene und zwei Kinder zu einem preiswerteren Pauschalpreis fahren können. Das Schausteller-Ehepaar hat zudem festgestellt: Das Geschäft ist aber auch ganz beliebt bei den Verliebten.

Vor dem Kronacher Freischießen war die „Montgolfière“ beim Hofer Volksfest und dem Ballonfestival in Bad Steben. Den Aufbau des Fahrgeschäftes bewältigen Achim und Martina zu zweit. 15 Stunden brauchen sie dafür, dann sind die „Ballons“ startklar. Eine der Gondeln ist mit Gurten ausgestattet, für Fahrgäste mit Behinderungen, die nicht alleine aufrecht sitzen können. Zum Schluss wird die französische Flagge gehisst. Schließlich steht hier alles im Zeichen der Brüder Montgolfier.

Die „Montgolfière“ dreht sich für Fahrgäste von „0 bis 100“ – so steht es auf dem großen Schild. „Bei uns ist noch nie jemandem schlecht geworden“, betont Martina Zarnikau. Der bislang älteste Fahrgast, der in einer der Gondeln gesessen hat, war eine 94-jährige Seniorin. Jüngster Karussellfan: ein nur wenige Monate alter Säugling, der während der Fahrt von seiner Mutter gestillt wurde und dann zufrieden einschlief. „Das ist natürlich die beste Werbung für uns“, lacht Martina Zarnikau.


Ein Spaß für alle Generationen: Die Montgolfière




Die Montgolfière dreht sich für Fahrgäste von 0 bis 100 Jahren